Wie alles begann….
Alles begann im Jahre 1986 als ich Lehrling bei Gräf & Stift in Liesing wurde.
Schon damals faszinierten mich diese amerikanischen Straßenkreuzer mit Ihren chromblitzenden Stoßstangen und den imposanten Kühlergrills, aber vor allem hatten es mir Pick up`s – welcher Marke auch immer – angetan, und so begann ich meinen Spint in der Firma nicht mit den obligatorischen zur Männerwelt gehörenden Tittenmonsterpostern, sondern mit kleinen Verkaufsanzeigen wie wir sie noch heute in den Heften von Chrom und Flammen und Co. sehen können, zu bekleben.
Es waren hunderte kleine Anzeigen mit noch kleineren Bildern in meinem Spint zu bestaunen. Doch meistens waren es Ford-Modelle obwohl ich die heutigen Ford-Modelle nicht zu meinen Favoriten zähle.
1991 machte ich mit meiner Frau unseren ersten gemeinsamen Urlaub in Florida, genauer im Dezerland-Surfsidebeach Hotel an der Collins Avenue. Warum gerade das Hotel? Es hatte das 50style Motto und dementsprechend war auch seine Ausstattung.
Frühstück in einem aufgeschnittenen Caddy, Salatbar auf der Ladefläche eines Pick up´s, Cola aus kolbenähnlichen Gläsern. Sogar mein Gehirn suggerierte mir damals, dass die Zwiebelringe im XXL-Burger wie Kolbenringe und nicht wie der Teil einer schnöden Erdfrucht aussahen.
Meine heutigen Ansprüche an ein Hotel sind wahrlich mit den damaligen nicht mehr zu vergleichen, aber eines hat sich nicht geändert: Pick up`s waren und bleiben mein Traum!
Einige Jahre zogen in´s Land- keine Ahnung warum, aber die Kleidung die ich mit 30 noch trug, dürften durch´s Waschen eingelaufen sein. Mein Haar zeigte Charakter und zog sich zurück bevor es grau wurde – aber eines blieb: ich wollte einen Pick up.
Nicht explizit auf der Suche aber doch mit dem nötigen Kleingeld am Konto stöberte ich eines Tages im „www“ und fand meinen Traum in blau.
Wie ja jeder von „uns“ weiß der diesem Hobby frönt, setzen beim Anblick automobiler Leckerbissen gewisse Hirnmechanismen die dir sagen „fahr hin, schau ihn dir an und bleib sachlich“ aus. Bleib sachlich bei der Beurteilung deines Traumes. Und blieb ich sachlich?
Sicherlich ….
Wenn ich die Wochenration an Speis und Trank beim Nahrungsmittelanbieter meine Wahl einkaufen gehe und mir das Joghurt nicht kaufe da es zu „Schilling-Zeiten“ doch nur die Hälfte kostete, bleibe ich sachlich – und kauf´s nicht. Aber bei einem Traum muss „Mann“ doch eh nicht sachlich bleiben, oder?
Nun denn – ich kaufte den Pick up nur nach Photos und den
Beschwörungen des Verkäufters, der mir ein sehr, sehr gutes Auto attestierte und darüber hinaus auch ein sehr guter Photograph zu sein schien.
Die Lieferung
Nach einem neuntägigen Korrespondenzgeschleime meinerseits über die Lieferung und deren Preis, stand diese für die übernächste Woche Montags fest.
Wobei wir gleich zum Thema „Bestellung eines Mannes“ kommen.
(natürlich frei erfunden)
Wenn wir Männer uns Ersatzteile und dergleichen bestellen, ist das Prozedere ein völlig anderes als das unserer Frauen beim Bestellen des sagen wir „siebenundneunzigsten Handtäschchens“.
Der Bote oder Lieferdienst hat sich verdammt noch eins nur um unsere käuflich erworbene Ware zu kümmern und alle anderen Päckchen in seinem 20m³ großen Mercedessprinter über Bord zu werfen.
Einzig und allein „unser“ Päckchen hat die Berechtigung in der Mitte des Laderaumes fest verzurrt mit drei Tonnen Sicherheitsspanngurten auf seine Bestimmung der Übergabe auszuharren.
Ruhezeiten des Fahrers oder noch ekelhafter Bearbeitungszeiträume gibt es beim Besteller „Mann“ nicht. Der Artikel wird online bestellt, der Bestellannehmer – nennen wir ihn Kai-Uwe – hat Pause, doch Kai-Uwe sollte es egal sein. Er läuft die 96 Stockwerke von seinem kleinen Bestellannehmerbüro runter zum Sprinter, legt unser Päckchen mittig aus und sichert noch die heikle Ware. Kurz die Lieferadresse in´s Navi gedonnert, Plastikkanister im Fußraum des Beifahrers (Lulu-Pausen kosten Zeit –„unsere“ Zeit!) und ab zu der wichtigsten Lieferung ever.
Der, der unsrigen!
Der Tag der Lieferung
Es läutet und wir geben der Handtaschenbestellerin an unserer Seite unmissverständlich zum Ausdruck, dass wir „unsere“ Lieferung tatsächlich fast vergessen hätten. „Wir“ konnten der Anspannung wegen zwei Wochen ab Bestellung nicht schlafen und haben statt Schäfchen unsere Ersatzteile über Zäune springen sehen. Aber das werden „wir“ ihr nicht sagen – niemals!
Dann das Öffnen des Sprinters oder besser gesagt:
die Tore der Kathedrale werden geöffnet.
Das Gehirn schaltet „unsere“ Augen auf Suchmodus, doch zu spät. Unsere Hände haben den Weg zu „unserem“ Päckchen – wie auch immer – schon lange gefunden und auf
„Do is jo mei Packerl -Greifmodus“ gestellt.
„Wir“ setzen uns nicht etwa nur hin und reißen das Päckchen
mit schier unmenschlicher Gewalt auf. Nein, „wir“ brauchen zum öffnen unseres jungfräulich anmutenden Paketes vorab einen Kaffee und eine Zigarette. In der Zeit des Nikotin- und Kaffeegenusses wird
„unser“ Schatz in seiner prachtvollen Art und Weise bestaunt. Natürlich ungeöffnet. Wenn „wir“ mit dem Auspacken beginnen, hat Ruhe zu herrschen. Und Fragen unserer Handtascheneinkäuferinnen wie
„hast das Katzenklo schon gmacht“ können in diesem Moment von „uns“ wegen Multitaskingunfähigkeit nicht verarbeitet werden. Denn in dieser für „uns“ so heiklen Phase dürfen „wir“ nicht gestört
werden.
Es werde angerichtet
Die Teile im Päckchen werden von „uns“ fein säuberlichst auf den zuvor gereinigten Tisch drapiert und bekommen in diesem Moment dieselbe Aufmerksamkeit wie so manch Catering beim Millionärs-Treffen in der Wiener Hofburg.
„Mann“ kann einer Frau diesen für „uns“ sehr emotionalen Moment einer so bedeutsamen Lieferung nicht zum Ausdruck bringen. Denn wir weinen zu diesem Moment innerlich.
Denn nur „wir“ waren bei der Zeugung dieser Bestellung dabei
„wir“ und Kai-Uwe.
„Wir“ haben die Niederkunft dieser Bestellung miterlebt
“wir“ und der müde Kai Uwe